Ja, mein Golf ist da. (03 /11) Die Abholung erfolgte mit Übernachtung in der Autostadt und die Zeit reichte nicht, um das Gelände, geschweige denn Wolfsburg mit all dem Sehenswertem zu erkunden.
Wer die später folgenden Links bemüht, wird feststellen, dass ich mich mit dem Verhältnis des Golf VI zum IVer Golf auseinandersetze und meine Kritik setzt sich hiermit fort, ohne die genannten Mankos noch einmal aufzugreifen. Der Neue ist finanziell dann doch wesentlich bescheidener geworden, als in einem anderen Beitrag beschrieben.
Zunächst bemächtigt sich der wissensdurstige Neubesitzer der 572 gr. schweren, 372 Seiten starken Bedienungsanleitung, die glücklicherweise auch so heißt und nicht user manual oder ähnlich. Aus dem amerikanischen Raum scheint jedoch die Angst vor Produkthaftungsansprüchen zu kommen, denn geschätzt 1/3 des auf sehr hochwertigem Papier gedruckten Heftes besteht aus Warnungen und Hinweisen. Trotzdem, was nun wirklich AUX-in, Leaving Home oder Safe-Sicherung (doppelt gemoppelt) heißt, muss der nicht englischsprachige Kunde ergoogeln. Folgt man den Anweisungen, dann scheint Rückwärtsfahren vor lauter Warnungen sowieso extrem schädlich. Der Gipfel allerdings ist, ich zitiere: “Die Füllmenge des Scheibenwaschwasserbehälters beträgt etwa 3-4 Liter, bei Fahrzeugen mit Scheinwerferreinigungsanlage etwa 3 – 6 Liter.“ Präziser geht’s kaum. Scherzhaft gefragt: Passen da auch 2 Liter rein? Wieviel ist denn nun wirklich drin? Diese Frage ist nicht beantwortbar, denn der Behälter ist im Kotflügel verschwunden, der Einfüllstutzen gekrümmt und, z. B. Vorbild Ford, ein flexibler Gummistab mit Markierungen zur Füllstandsanzeige fehlt. Wie nun ein exaktes Mischungsverhältnis von Frostschutzmittel herstellen? Und wenn wir schon mal im Motorraum sind, fallen die Kabel auf, die bis kurz vor den Steckverbindungen gut isoliert und teilweise mit Wellrohr versehen sind, lose und einzeln raushängen und somit Farbe in den Motorraum bringen und vielleicht Marderzähnchen anlocken. Die Marderschutzvorrichtung ist nicht mit Standheizung orderbar, scheinbar ein unlösbares technisches Problem das Heizungsabgasrohr mit unterzubringen. Eine Bastellösung gibt’s.
http://content.delius-klasing.de/interf ... t/?id=6305 Der Motorhaubendeckel wird komfortorientiert mit einer Gasdruckfeder gehalten, keine Selbstverständlichkeit, wenn man weiß, dass Tiguan und Jetta mit einer Haltestange auskommen müssen. Schon der Trabant hatte eine andere Lösung. Im Innern angekommen, vermisst der Nicht-Highlinefahrer ob des Chromzierrates merkwürdigerweise die Chromapplikationen an den Fensterhebern. Das Interieur vermittelt einen (zu) wuchtigen Eindruck, es kommt ein wenig LKW-Gefühl auf. Die Türtaschen, wie andere Dinge auch, sind mangelhaft entgratet, die gummierten Einlagen als Schmutzschutz fehlen dort und darin verschwinden kleinere Gegenstände, die nach hinten rutschen auf Nimmerwiedersehen. Die B-Säulen sind breiter als im IVer-Golf, die Sicht nach seitwärts hinten dadurch schlecht. Die B-Säulenverkleidung ist so dünn, dass die lose Gurtschließe eines unbesetzten Beifahrersitzes laufend laut dagegen scheppert. Im Zuge der Entfeinerungsmaßnahmen im VIer Golf verschwanden aus dem Kofferraum die aus Chrom bestehenden klappbaren Verzurrösen zugunsten schwarzlackierter geschweißter Lösungen. Ebenso wurden Wagenheber und Abschleppöse nicht mehr rein alu bzw. cromatiert angeboten, sondern lackiert schwarz. Gleichzeitig wurde auch das VW-Logo im Schlüssel von blau, wie Original, in schwarz geändert. Die Sitzverkleidung reicht auch nicht (mehr) bis über die Sitzschienen.
Teilweise sind die Türbefestigungsschrauben und die Befestigung der Heckklappengasdruckfedern nicht mit lackierten Schrauben, sondern mit einer Ausführung aus brüniertem Stahl (schwarz) ausgeführt. Made by Lada?
Bestellt man die Pescara-Felgen bekommt man diese nicht „glanzgedreht“, wie im Prospekt und anfangs auch im Konfigurator (ab 45.KW 2010) versprochen, sondern normal silber lackiert.
Die Schiebedachbetätigung ist nun als Drehknopf und nicht mehr als Knebellösung vorhanden, die Beleuchtung des Schalters fehlt, eine exakte Nulllage ist im Dunkeln nicht festzustellen. Im IVer Golf fand sich ein Schlüssel zur Notbetätigung des Schiebedachs an Bord, im VIer Golf findet sich nur der Bordbuchhinweis, dass man mit einem Imbusschlüssel das Dach zur Not schließen könne. Wer die Innenraumüberwachung geordert hat, kommt auch an eine mechanische Schließung nicht mehr ran. Wie war doch der Slogan: Wertigkeit genießen. Na, das muss ein anderes Modell sein. Manchmal meine ich Fernöstlichkeit zu spüren. Es gibt zwar eine Ambientebeleuchtung, nicht aber ein beleuchtetes Zündschloss. Zudem blendet diese auf der Chromabdeckung des DSG-Schalthebels. Das DSG schaltet überdies sehr hektisch. Beim Beschleunigen ist eine gefühlt lange "Bedenkzeit" zu bemerken. Dies könnte ich beim Anfahren mit der Überwindung des Berganfahrassis erklären, beim schnellen Beschleunigen in Fahrt aber nicht.
Umständlich ist die Bedienung der Spiegelverstellung. Nur mit der Stellung „Spiegel rechts“ senkt sich dieser automatisch nach unten, wenn der Rückwärtsgang eingelegt wird. Soweit gut, aber zum Anklappen der Spiegel muss nun wieder der Drehschalter nach links oben, ggf. über „Spiegelheizung“ gedreht werden. Geht das nicht mit einem extra Taster?
Nach einigen Fehlversuchen, die sich VW leider bei Benzinmotoren leistete, z. B. 5 Zylindermotoren, 2,0 Liter = 115 PS Motoren, FSI- Motoren, hat man nun mit den Downsizinglösungen ein gute Wahl getroffen, getrimmt auf die Verbrauchsminimierung im EU-Zyklus neigen sie allerdings bei hohen Drehzahl zu sehr hohen Verbräuchen. Wer also häufig hohe Geschwindigkeiten fährt, ist mit einem Diesel besser beraten. Zur Senkung des persönlichen, wie auch des Flottenverbrauchs wäre eine BMT-Variante wünschenswert, warum es sie in dieser und höheren Motorisierung nicht gibt, bleibt ein Rätsel aus Wolfsburg.
(z.B. gleicher Motor im Passat mit BMT erhältlich) Bei meinem „alten“ Benziner (77 KW=105 PS, 1,6 16V) ließ sich der Spritverbrauch durch behutsamen Umgang mit dem Gaspedal gut reduzieren (Tip: Beschleunigung dort immer mit Vollgas, wo möglich Schalten der Gänge 1,3,5, bei max. 2.000 U/min, gewünschte Geschwindigkeit um 10 km/h überschreiten, runter vom Gas, bei Verbrauchsanzeige = 0 Tempomat rein, rollen lassen, super; Ruckfreie Beschleunigung im 5. Gang aus etwa 30 km/h erspart das Schalten) Beim VIer Golf ist die feindosierte Betätigung des Gaspedals extrem schwierig, hier kann nur der Tempomat helfen, der im Rahmen der Anforderung wirklich auf effizienten Verbrauch „achtet“.
http://www.spritmonitor.de/de/uebersich ... model=Golf VI&powerunit=2
Zur Geräuschdämmung wird ein großer Aufwand bis hin zur Frontscheibe mit Dämmfolie oder den doppelten Türdichtungen betrieben, aber Windgeräusche ab ca. 100 km/h sind dennoch deutlich hörbar, offensichtlich verursacht durch die Spiegel. Auch die Radhäuser könnten besser gedämmt sein, Reifengeräusche sind deutlich hörbar (montiert 205er Bridgestone) Über den Bordcomputer können zahlreiche Einstellungen erreicht werden, nicht aber die Lautstärkeregelung für die zuweilen nervigen Parksensoren.
Warum die inneren Zierleisten beim CL-Modell so dunkel gefärbt sind, dass sie in der schwarzen Verkleidung nicht auffallen, weiß sicher niemand. Zudem sind sie extrem staubanziehend, also statisch aufgeladen.
Dass Funkuhr und Dreh-Drückwalzen am MuFu-Lenkrad auch in kleineren Audimodellen zu finden ist, mag der Markenhierarchie geschuldet sein, aber das ein RNS 315 als "preiswertes" Navi mit Rückfahrkamera nach mehreren Modellpflegemaßnahmen im VIerGolf wohl nicht mehr zum Einsatz kommen wird, zeigt, das der Golf z. Zt. offensichtlich das Stiefkind bei VW ist und scheinbar alle Kraft in den VII mit wiederum vorgezogenem Produktstart gesteckt wird.
Bin ich zu pingelig? Vielleicht, es geht hier nicht um einzelne Dinge, nein, der Gesamteindruck ist wesentlich schlechter geworden. Zudem besteht der Verdacht, dass sich die sichtbaren Einsparungen, z.B. auch keine Farblackierung im Motorraum und Kofferraumboden an den technischen Modulen fortsetzen könnte. Das enthüllen aber die zahllosen Testberichte keinesfalls, eine Ausnahme findet sich in den folgenden Links. Es geht mir auch nicht darum, ein an sich gutes Auto zu zerreißen, sondern dort Schwächen aufzuzeigen, wo sie sich, insbesondere gegenüber dem Golf IV, zeigen. Wäre ich von der Grundidee nicht überzeugt, hätte ich mich nicht für einen Golf VI entschieden! Dass es anderes geht, beweist der Flaschenöffner mit VW-Logo im Staufach neben der Handbremse. Sicher wird er nie gebraucht werden, aber es ist eben das gewisse Etwas! Deswegen heißen gebrauchte IVer auch „WeltAuto“. Und dem verkündeten Anspruch von VW entspricht das Gesagte keineswegs. Also Herr Winterkorn, auf zum VIIer Golf.
Link zu früheren Beiträgen:
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